Hier werde ich Euch nach und nach verschiedene Pferde in ihren Entwicklungsschritten vorstellen und mit Fotos dokumentieren, was das Training alles bewirkt, wenn man es konsequent anwendet.
Von der Jungpferdearbeit am Boden bis in den Sattel über die Veränderung sogenannter Problempferde bis zum Wiederaufbau alter oder auch sonst schlecht bemuskelter Pferde.
Fee ist eine 27jährige Warmblutstute. Sie war in keinem sehr guten Zustand, als wir im Februar 2021 das Training mit ihr aufgenommen haben. Muskulatur war nahezu keine mehr vorhanden, der Zustand der Trageerschöpfung war erreicht, was nicht zuletzt dazu geführt hat, dass sie mit Reiter einige Male gestürzt war.
Um ehrlich zu sein: Es war ein Versuch. Ein Versuch mit ungewissem Ausgang. Denn als Fee das erste Mal durch die Quadratvolte ging, waren kaum zwei Einheiten Equikinetic für sie möglich. Dann war die ausgemergelte Stute bereits am Ende ihrer Kraft.
Langsam, ganz langsam konnten wir sie an die Equikinetic heranführen, das Training stetig etwas steigern. Wesentlich hierfür war der starke Wille des Pferdes. Dankbar arbeitete Fee mit, denn es tat auch ihrer Psyche gut, wieder etwas tun zu dürfen.
Nach den Stürzen hatte man sie weggestellt, weil sie eben nicht mehr geritten werden konnte.
Bereits nach zwei Einheiten in der Equikinetic war Fee an ihren körperlichen Grenzen. Sie zeigte deutlich, dass sie erschöpft und am Ende ihrer Kraft war.
Anzeichen hierfür: Hartes Abschnauben, Kopf senken und "mit der Nase im Sand laufen", auf die Gassen treten oder darüber stolpern.
Es ist sehr wichtig, diese Anzeichen zu erkennen und die Pferde nicht zu überfordern. Hier heißt es: Kleinschrittig vorgehen, den Pferden die Zeit lassen, die sie brauchen und dabei sehr genau hinschauen.
Wir gehen in der Equikinetic bis an die Grenzen. Aber nicht darüber. Das gilt auch und ganz besonders für leistungsschwache Pferde.
Es folgten Wochen des schonenden aber konsequenten Trainings für Fee.
Nur sehr langsam haben wir ihr Training gesteigert.
Stück für Stück hat sich die Verfassung der Stute gebessert. Sie hat neue Kraft aufgebaut und ist zusehends aufgeblüht.
Wichtig ist zu wissen, dass man alten Pferden keinen Gefallen tut, wenn man sie in den inaktiven Ruhestand schickt. Auch, wenn es gut gemeint scheint, so tut es den Pferden meist nicht gut.
Sowohl die Psyche leidet unter dem "Nicht-mehr-gebraucht-Werden" als auch die gesamte körperliche Verfassung. Muskulatur wird abgebaut, die Pferde fallen förmlich in sich zusammen.
Hinzu kommt, dass die nachlassende Kraft dazu führt, dass die Pferde an einen Punkt kommen, wo sie es sich nicht mehr zutrauen, sich hinzulegen. Denn sie legen sich nur dann hin, wenn sie sich in der Lage fühlen, auch wieder aufstehen zu können.
Ein Pferd, das spürt, dass es nur noch schwer oder gar nicht mehr hochkommt, wird sich zum Schlafen nicht mehr ablegen.
Und dann entsteht ein Teufelskreis: Nur mit abgelegtem Kopf finden Pferde in den so essentiell wichtigen Tiefschlaf. Zwar dösen sie viele Stunden im Stehen, doch in den Tiefschlaf kommen sie nur mit abgelegtem Haupt.
Schön zu beobachten war bei Fee auch die Entwicklung der gesamten Präsenz des Pferdes: Ihr Fell fing langsam wieder an zu glänzen, ihre Augen wurden wacher und nicht zuletzt auch ihr Lebensgeist.
Sehr eindrucksvoll waren die Beobachtungen auf der Weide, wenn Fee draußen in der Herde war: Stand sie vor Trainingsbeginn meist dösend abseits und ging jedem Konflikt aus dem Weg, so begann sie allmählich wieder, sich der Herde anzuschließen und auch, sich für die eigenen Bedürfnisse einzusetzen.
Inzwischen keilt sie sogar so manches Mal zurück, wenn andere Pferde sie vom Futterplatz verdrängen möchten.
Selbstverständlich bekommt sie auch ihre eigene Futterration in der Box, wo sie ungestört fressen kann.
Fee kann inzwischen sogar wieder etwas geritten werden. Sie genießt sichtlich ihr neu gewonnenes Körpergefühl und dankt es ihren Besitzern täglich aufs Neue. Sie ist immer freundlich und will gefallen. Fell, Augen und Gesamtpräsenz sprechen für sich.
So ist auch der Lebensabend ein schöner Abschnitt im Leben eines Pferdes, welches immer treu gedient hat und würdevoll altern darf.